“ Wir wollen 300.000 zusätzliche Einwohner bis 2025.“
„Um diesen Plan umzusetzen, möchten wir interessierten Bewohnern Kumbergs die Möglichkeit geben, selbst Bienen zu halten. Bienen und Stock wollen wir durch die Gemeinde finanziert haben.
Ihr bekommt die Bienen dann nach Hause gestellt.“
Dieser Vorschlag wurde vor kurzem von einem politischen Mitbewerber auf Facebook gepostet.
Als ausgebildeter Imker kann ich dazu nur den Kopf schütteln, mit welchem Populismus und Naivität an Umweltschutzthemen herangegangen wird.
Diese zusätzlichen 300.000 Bienen habe ich allein in den letzten 5 Jahren gezüchtet und unserer Umwelt zugeführt.
Dazu benötigt man ca. 8 – 10 Bienenvölker, die eine variable Volksstärke von 10.000 (im Winter) bis 50.000 (im Sommer) haben.
Diese Bienen kann man aber nicht irgendjemandem, der meint er hätte gerne Bienen zu Hause, übergeben und damit wäre die Sache getan.
Die Honigbiene (Apis mellifera carnica) wie wir sie heute züchten, braucht eine ständige Betreuung durch einen ausgebildeten Imker.
Das beginnt schon bei der Wahl des richtigen Standortes. Hier ist darauf zu achten, dass die Mindestabstände zum Nachbarn eingehalten werden bzw. der Nachbar der Aufstellung eines Bienenstockes auch zustimmt.
Weiters ist auch zu beachten, dass Kinder über die neuen „Mitbewohner“ aufgeklärt werden. Mögliche Allergien gegen Bienenstiche, die natürlich immer vorkommen können, sind zu beachten.
Dann muss auch noch sichergestellt sein, dass die Bienen auch genügend Futter in Form von Blütenpollen und Nektar zur Verfügung haben.
Kurz geschnittener grüner Rasen ist dafür wohl nicht geeignet, also sollte es genügend Bäume, Sträucher und Blühpflanzen in der Umgebung geben.
Auch Zugang zu frischem Wasser ist für die Bienen sehr wichtig, wofür sich ein kleiner Teich in der näheren Umgebung gut eignet.
Dann hat der Imker auch darauf zu schauen, dass das Volk im Frühjahr bei überraschendem Wintereinbruch nicht verhungert und muss es mit zusätzlichen Futterwaben oder einer Zuckerwasserlösung notfüttern.
Es kann auch passieren, dass die Königin vom Begattungsflug nicht mehr zurückkehrt, weil sie einem Vogel oder einer Hornisse zum Opfer gefallen ist.
Auch hier kann wieder nur ein erfahrener Imker eingreifen und kann die fehlende Königin ersetzen.
Das größte Problem bei unbetreuten Bienenstöcken sind jedoch die Bienenkrankheiten.
Seit Mitte der 1980er Jahre sind unsere heimischen Bienen von der Varroamilbe bedroht.
Ohne ständige Überwachung und Bekämpfung des Milbenbefalls würden unsere Bienenvölker unweigerlich sterben.
Das fatale dabei ist, dass behandelte Bienenvölker sich bei unbehandelten Bienenvölkern wieder anstecken können und somit diese „wilden“ Bienenstöcke unsere gesamte Bienenzucht bedroht.
Deshalb begrüße ich zwar das Bestreben unseren Bienen wieder vermehrt Lebensraum zur Verfügung zu stellen und den Umgang mit der Natur wieder bewusster zu machen, allerdings sollte man die Zucht dieser sensiblen Tiere den Fachleuten überlassen und sie dabei unterstützen.
Ohne Imkerausbildung würde ich kein Bienenvolk jemanden zur Betreuung überlassen, das ist unverantwortlich den Tieren gegenüber.
Liebe Grüße
Erhard Eibisberger